IEST 68 - THE FUGS

                  Die kurzen Ausführungen von Rolf-Ulrich Kaiser ("ruk") zu den "Fugs" zeigen deutlich, wo es
                  bei den IEST 68 lang ging: Vietnam-Krieg, aktuelle Missstände, generelle Kritik an der bürger-
                  lichen Gesellschaft. ,,So ist der Abend eine Art Erziehungsprozess.“

Instrumentalisierte Musik, missionarisches Selbstverständnis  der  Musiker.  Aber  da sie  eben  gut waren,  gelang  es ihnen  tatsächlich eine  Zeit  lang,  ihre Botschaften  zu transportieren.  -  Ob sie etwas verändert haben?  Konkret  nachweisbar  wohl  nicht,  aber   Bewusstsein haben sie sicher verändert, wie
manche aus der Gilde der 68-er Musiker...

  Das erste Album der "Fugs"

                  Auch Bertolt Brecht,  der natürlich mit seinem  Theater dieMenschen verändern wollte, wuss-
                  te um die  Notwendigkeit des  kulinarischen  Genusses:  Wenn  Theater   keinen Spaß macht,
                  geht  keiner hin,   also  erreicht  die  Botschaft  auch keinen.  Die schlimmen  Brecht - Stücke
                  wie  "Der Jasager  und der  Neinsager",  in denen  der Ideologe den Theatermann  verdrängt
                  hat, sind mit Recht von den Bühnen verschwunden.

 
 

Wenn  die Musik nichts taugt,  hört keiner hin,  also erreicht die Botschaft des Musikers  auch keinen.  Das Gegenteil  von Können ist immer noch "gut gemeint" - aber gut gemeinte  Musik wird vielleicht von Eltern, Tanten, Freundinnen und Freunden gutmütig beklatscht  -  bewirken tut sie nichts.
Aufruf 
der "Fugs"
zum Viet-Nam -Protestlauf

                .
 

The Fugs
 


Geboren 1965 in New York. Wichtigste Rock‘n‘RolI- Gruppe New
Yorks. Gegründet und geleitet von Tuli Kupferberg, Ed Sanders
und Ken Weaver. Meistens erweitert auf sechs bis sieben Spieler.
Treten im „Café Wha“ in East Village, New York, auf, an Sams-
tagen manchmal mit drei Shows. Zahlreiche USA-Tourneen.
Die „Fugs“-Gründer waren Schriftsteller und sind durch die
Experimente der „Beatles“ und Bob Dylans auf das neue
Medium aufmerksam gemacht worden. Sie suchten daraufhin
nach dem geeigneten musikalischen und show-wirksamen
Ausdruck für ihre Texte, Hauptthemen sind die sexuelle Frus- 
tration der USA-Gesellschaft, der Vietnam-Krieg, aktuelle
Mißstände, generelle Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft.
Trotz und wegen dieser aggressiven Kritik (in jeder Vorstellung
verlassen Zuschauer schon in den ersten zehn Minuten fas-
sungslos die Show) haben sie großen Erfolg. Ohne Radio-
Spiel und Reklame verkaufte jede ihrer LPs nahezu 100000
Exemplare und kam damit in die nationalen Hit-Listen.
Aus einem Interview mit Tuli Kupferberg: „Wir wollen natürlich,
daß jedermann unsere Show sieht. Und gerade die Leute, die
hinausgehen, sind wohl jene, die unsere Botschaft am drin-
gendsten benötigen. Aber das ist nun einmal unvermeidlich;
denn wir werden nicht unsere Botschaft verändern, so daß sie
hübsch und angenehm für jeden klingt. Dann hätte sie keinen
Sinn. Aber was wir hoffentlich schaffen, ist, eine Anzahl Men-
schen über die Trennlinie auf unsere Seite zu bringen. Und das -
Sie können es sehen - geschieht. Sie sehen zu Beginn der Show
viel nervöse Reaktion. Einige Leute verlassen dann die Show
wegen des Slangs, der Sex-Anspielungen, der Politik. Aber
<>einige sind eben nur nervös, blicken um sich, was ihr Nachbar
tut. Meistens sehen sie dann, wie das ganze Haus lacht, und sie
versuchen, auch ein wenig zu lachen. Mit der Zeit, wenn dann
der Abend zu Ende ist, lachen gerade diese Leute am meisten.
So ist der Abend eine Art Erziehungsprozess.“

Bücher: DAS FUGS-BUCH, herausgegeben von Rolf-Ulrich Kaiser, geburtstagspresse, Mainz, Kirschgarten 1
platten: the fugs first album * ariola 1018
             the fugs * ariola 1028
             virgin fugs * ESP, Ariola,1038 
             the fugs. tenderness junction, reprise, RS 6280
             tuli kupferberg, no deposit, no return, ESP, Ariola, 1035 .                                                                                                ruk
Song Magazin IEST 68, S. 174 - 175