Schon wieder ein Rappermord: Master Jay von
                     Run DMC starb im Studio

 
 
 
New York (dpa) - Schon wieder ist ein US-Rapper einem mysteriösen
 Mordanschlag zum Opfer gefallen. Der
  legendäre Jam Master Jay von
 der Ostküstengruppe Run DMC wurde am Mittwochabend (Ortszeit)
 von zwei
Unbekannten in seinem New Yorker Aufnahmestudio mit
 einem Kopfschuss getötet. Der 37-jährige HipHop-Veteran und
 Mitbegründer der Band starb nur einen Kilometer von dem Stadtteil
 Hollis entfernt, in dem er wohlbehütet aufgewachsen war und sich mit
 seinen Jugendfreunden Run (Joseph Simmons) und D.M.C. (Darryl
 McDaniels) zum Rap-Trio zusammengeschlossen hatte.

                   


Jam Master Jay, der mit bürgerlichem Namen Jason Mizell hieß, verheiratet und
Vater von drei Kindern war, ist bereits der vierte bekannte Rapper, der seit Mitte
der 90er Jahre
erschossen wurde. Vor ihm kam der 22-jährige Albert Thomas von
der
Gruppe U.N.L.V. gewaltsam ums Leben - durch einen Kopfschuss im Auto. Davor
sorgten die Morde an Notorious B.I.G. in Los Angeles 1997
 und seines Rivalen Tupac
Shakur
in Las Vegas 1996 für Aufsehen.
Beide wurden dem Gangsta Rap zugeordnet,
der Gewalt verherrlicht.Shakur etwa hatte in zahlreichen Liedern das Leben als
Gangster als
verzweifelte Antwort auf Rassismus, Polizeibrutalität und die Armut in
den schwarzen Gettos porträtiert. Oft ging es um das Töten von Polizisten, meist
jedoch als Akt der Selbstverteidigung.
Aber auch unter
Gangsta-Rappern gab es brutale Auseinandersetzungen. Oft wurde
spekuliert, die tödlichen Schüsse auf Shakur seien von Notorious B.I.G. in Auftrag
gegeben worden, dessen Erschießung wiederum
möglicherweise ein Racheakt des Tupac-Shakur-Clans war. Bewiesen ist das alles bislang aber nicht, beide Mordfälle
sind weiter ungeklärt.

                         Dagegen hatte sich Run DMC stets gegen Drogenmissbrauch und
                    Straßenkriminalität ausgesprochen. Dennoch ging es bei einigen ihrer
                    Konzerte schlimm her. Bei einer Vorstellung in der Long Beach Arena
                    von Kalifornien gab es fast 40 Verletzte, nachdem die Gang L.A. Crip and
                    Blood eingefallen und Besucher attackiert hatte. Auch der Film »Krush
                    Groove«, in dem Run DMC mit den Fat Boys, Kurtis Blow und LL Cool J
                    auftrat, beschwor Schlägereien in zahlreichen US-Kinos herauf,
                    bedauert die Gruppe auf ihrer Webpage.

                    Dennoch durfte Run DMC als erste Rap-Band ihre Handabdrücke im
                    Zement des Hollywood Boulevards hinterlassen. Auf dem berühmten
                    Bürgersteig in Los Angeles sind zahlreiche Stars aus dem Film- und
                    Musikgeschäft verewigt.

                    Run DMC gelten als Wegbereiter des Rap. Sie waren die erste Gruppe,
                    die mit einem Rap-Album (»King of Rock«) 1985 Goldstatus erlangten,
                    die ersten mit einem Platinum-Album (»Raising Hell«) und die ersten
                    Rapper auf MTV.
Schon die Single »It's Like That« (1983) war ein Hit. Weltweit berühmt wurden die drei Rapper vor allem durch die Zusammenarbeit mit der Rockgruppe Aerosmith, aus der 1986 das Album »Walk This Way« hervorging. Zusammen mit Aerosmith und Kid Rock absolvierten sie gerade eine große Tournee durch die USA. Jam Master Jay unterstützte seine beiden Kollegen vor allem als DJ und war bahnbrechend als »Scratcher«.

                       

Die Nachricht über seinen Tod verbreitete sich in der Nacht zum
Donnerstag wie ein Lauffeuer. Dutzende Musiker und Freunde Mizells
kamen vor dem Studio zusammen und suchten Trost. Chuck D. von der
Konkurrenz-Gruppe Public Enemy war den Tränen nah. »Das waren
 unsere Beatles«, sagte er der »New York Times«. Er habe Mizell »seit
Kindertagen« gekannt. Die Tat sei ein »Akt von Feiglingen«.

Mizells 15-jähriger Sohn Jason wurde unter anderem von dem Rap-Promotor Lyar Cohen getröstet. Er hatte Run DMC in den ersten Jahren den Weg geebnet. »Ich versuche mir einzureden, dass es einfach nicht wahr sein kann«, sagte Cohen der »New York Daily News«. »Jay war ein großartiger Mensch«, bedauerte auch Cory Robbins, der 1983 den ersten Plattenvertrag mit der Gruppe unterzeichnet hatte. »Es gibt garantiert niemanden, der auch nur ein schlechtes Wort über ihn zu sagen hat.«

 Die Polizei hat bisher keine Anhaltspunkte für das Motiv des Mordes. Die beiden unbekannten Todesschützen  waren über den elektronischen Türöffner ins Gebäude eingelassen worden und in das Studio im ersten  Stock vorgedrungen. Sie zielten auf Mizells Kopf und schossen einem 25-jährigen Mann zudem ins Bein. Zwei  Frauen, die sich ebenfalls im Studio aufhielten, blieben unverletzt.

                    www.thadweb.com/rundmc/bio.html

                     31.10.2002   dpa

                  Aus: NRZ-online [http://www.nrz.de]