Der Funeral Master hat den Bestatter nicht verdrängen können - zu dämlich war der Versuch, selbst das Sterben zu anglifizieren. Als ob Tod und Beisetzung irgendwie altmodisch oder modern sein könnten... Der Bestatter also ist geblieben, ungeliebt, aber notwendig, der "Funeral Master" hat sich, vielleicht zusammen mit seinem Erfinder, einem gewissen Herrn Zocher, in die Peace Box (früher: Sarg) begeben und wird hoffentlich nie wieder auferstehen...
Anglizismen machen eben vor Berufsbezeichnungen nicht Halt. "Environment Improvement Technician" klingt ja schließlich auch erheblich besser als Putzfrau - und hat den eminenten, der Eigenart der englischen Sprache geschuldeten Vorteil, geschlechtsneutral zu sein. "Buchhalter" ist langweilig? Klar - der Buchhalter trägt ja bekanntlich immer eine unmodische Brille und wahrscheinlich Ellbogenschoner, ist in graue Klamotten gehüllt, kennt beim Sex (falls er überhaupt mit solchen Dingen zu tun hat) nur die Missionarsstellung und ruft zu Hause die Familie zusammen, wenn jemand den blauen Stift neben den gelben gelegt hat statt neben den grünen, wie es sich gehört. Wie anders wirkt da der Billing Manager auf uns ein! Da spürt man die Aura des Erfolgreichen, sicher auch den drohend im Raum stehenden Herzinfarkt, man sieht seinen federnden Schritt und hört seine schneidende Telefonstimme. Er ist ein Manager, das erweckt bei manchem Neid, die ehrlichste Form der Anerkennung. Gut, in Verbindung mit Bank- oder Karstadt- hat der Manager in letzter Zeit etwas an Strahlkraft eingebüßt, aber eigentlich ist ein Manager schon einer, der eben alles managt (ich habe im Duden nachgesehen, das wird offenbar tatsächlich so geeschrieben...), der die Dinge in der Hand hat und die Prozesse ans Laufen bringt und überhaupt unglaublich regsam und tatenfroh ist und deshalb schon mal auf sein Herz achten und eine Kur machen muss... Früher hatte der Manager eine Sekretärin. Das war gestern. Heute nennt man die heimlichen Herrscherinnen über die Bürowelt meist Office-Managerin. Wem diese Bezeichnung schon zu gewöhnlich ist, kann sich auch Head of Verbal Communications nennen. Noch schönere Bezeichnungen hat sich "Sidney Kaden" in seinem inzwischen schon fast legendären Junk-and-Trash-Carter ausgedacht: der Chief of Permanent Lightning and Strike Detonator ist einfach eine Perle scheinenglischer Bläh- und Blubber-Wörter... Die Putzfrau galt ja schon lange als diskreditiert - keiner weiß so recht, warum: Ist "Frau" die disriminierende Bezeichnung oder doch eher das Putzen, jene nützliche Haupotbeschäftigung schwäbischer Hausfrauen? Man hat sie erst zur Raumpföegerin gemacht, dann - da war wohl schon ein gewaltiger Schuss Ironie mit im Spiel - zur Parkettkosmetikerin. Weil das aber a) zu deutsch und b) deshalb immer noch verständlich ist und trotz aller Bemühungen an Putzfrau denken lässt, gibt es jetzt die ultimative Begrifflichkeit des 21. Jahrhunderts: mit der - willkommen geschlechtsneutralen Bezeichung (schließlich gibt ese inzwischen mehr und mehr männliche Menschen, die sich der Pflege des Bodens und der Entfernung vion Staub auf den Möbeln widmen) - Environment Improvement Technician schindet man vermutlich mächtig Eindruck. Immerhin: Wer der deutschen Sprache treu bleiben möchte, kann sich zwischen der Fachkraft für Bodenhygiene und dem Raumkosmetiker entscheiden. Das hat auch Charme, wenn auch noch nicht die kosmopolitische und technologieträchtige Anmutung des englischen Begriffs.
Für Hausmeister und Gebäudeverwalter, egal ob mit oder ohne Ingenieursstudium, hat sich der Begriff Facility Manager schon so gut wie durchgesetzt. Wessen Arbeitsplatz aber in schwindelerregenden Höhen an der Außenhaut eines Wolkenkratzers liegt, ist nicht einfach nur ein Fensterputzer: Solch gefährliches Tun verdient Besseres - da kommt Vision Clearance Engineer. gerade recht. Und weil der Schwerpunkt sich nun ohnehin vom Manager zum Engineer verlagert hat (so wie es früher in Russland war, wo jeder Mensch, der irgendetwas mit seinen Händen bewerkstelligte, den Ruhmestitel "Ingenieur" trug), gleich ein leuchtendes Beispiel, aus dem sich bestimmt noch andere wohl klingende Berusfbezeichnungen ableiten lassen: Statt einen fleißigen Arbeiter, der sich um den Erhaltungszustand unserer Straßen und Wege verdient macht, einfach nur "Straßenarbeiter" zu nennen (das hat immer einen Anhauch von Unmoralischem oder politisch Verwerflichem (schon Helmut Kohl betonte immer, er werde sich dem "Druck der Straße" nicht beugen), nennt man ihn hinfort Soil Movement Engineer, was seine Arbeitslust zweifellos erhöhen wird, auch wenn er diesen Ehrentitel vielleicht nicht aussprechen kann. Einen weiteren Ingenieur kann man gelegentlich noch an Tankstellen finden, auch wenn dieser Beruf hierzulande nahezu ausgestorben zu sein scheint: den Petrol Transfer Engineer, in den Kinderjahren des Automobils noch einfallslos kleinbürgerlich "Tankwart" genannt. Den Straßenreiniger oder Müllmann gibt es ja politisch korrekt nicht mehr; er hat sich in einen Entsorger verwandelt, genauer, in eine Fachkraft für Entsorgung. Aber das ist noch nicht weltläufig genug, überhaupt, wenn man bedenkt, dass hierzulande mit Straßenfegern und Müllmännern eigentlich so gut wie ausschließlich Englisch geredet wird...(vielleicht mit Ausnahme der Herren Westerwelle und Oettinger, die noch ein bisschen üben müssen). Es gibt eine ungleich schönere neudeutsche Version: Waste Removal Engineer.Und schließlich: Was verbirgt sich hinter einem Nourishment Production Assistant? Es ist Sabine, die treu und tugendhaft ihrer Dienstherrschaft diente, die gute alte Küchenhilfe, sprachlich aufgepeppt und ein bisschen missverständlich, denn gemeint ist nicht eine Assistentin, die Dioxin in die Eier mischt oder rot gefärbte Sägespäne mit künstlichem Erdbeeraroma versetzt, damit sie als Fruchstückchen den Joghurt.Konsumenten erfreuen - nein, gemeint ist die gute alte Küchenfee, dieder Hausfrau hilft, die Nahrung füpr die geliebte Familie zuzubereiten. Und die hat ob dieser verdienstvollen Tätigkeit ganz gewiss einen schönen Namen verdient...
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