Als ich nach
Deutschland
kam,
sprach ich nur Englisch -
aber weil die deutsche Sprache
inzwischen so viele englische Wörter hat,
spreche ich jetzt fließend Deutsch!
Rudi Carrell
Damit
es von vornherein keine
Missverständnisse gibt:
Das ist
keine Seite, auf der sich irgendwer in
dumpfer Deutschtümelei bestätigt fühlen
könnte.
Das ist
keine Seite, auf der irgendeine Kultur, irgendeine Sprache
verächtlich gemacht wird. Ich habe selbst Englisch studiert
und
unterrichtet und ich halte viel davon, diese Sprache zu verstehen und
zu sprechen. Ich finde es angenehm, dass man auf Reisen in vielen
Teilen der Welt sich auf Englisch notdürftig
verständigen
kann, weil die Rolle der englischen Sprache als "lingua franca"
inzwischen kaum noch bestritten werden kann. Dass man in
Rejkjavik, Shanghai, Rovaniemi oder Windhoek auf Englisch nach
dem Weg fragen kann und
dann gewöhnlich in die richtige
Richtung
geschickt wird, erleichtert das Reisen ungemein: Wer kann denn schon
neben den gängigen Sprachen auch noch Isländisch,
Chinesisch, Oshivambo oder Finnisch?
(Allerdings: Etliche
Wikinger verstehen auch Deutsch, und in Namibia kommt man stellenweise
mit Deutsch auch noch ganz gut zurecht...)
Das ist, nebenbei, auch keine Seite, auf der der Untergang des
Abendlandes
beschworen wird, weil die deutsche Rechtschreibung ein wenig - und
nicht besonders gelungen - reformiert
worden ist.
Aber:
Mir gefällt die Entwicklung der deutschen Sprache nicht - nach den überbordenden Anglizismen bis in die Alltagssprache hinein baut sich ein neuer Sprach-Tsunami auf: die "gendergerechte" Sprache,
deren fanatischste Protahgonistinnen auch nicht davor
zurückschrecken, eine unsterbliche Zeile wie "alle Menschen werden
Brüder" aus Schillers "Ode an die Freude" zu streichen,
umzuschreiben oder was auch immer. Noch gilt eine Gerichtsentscheidung, die das Urheberrecht vor die "Gendergerechtigkeit" stellt, aber wie lange noch?
Zum Glück bin ich nicht ganz
allein mikt meiner Ablehnung - das Thema wird heftig diskutiert und
auch junge Menschen können sich mit vielen Exzessen dieses
neuen Kreuzzugs nicht anfreunden: Es
gibt eine Gegenbewegung in Deutschland gegen die Genderei, in anderen
Ländern wehrt
man sich gegen die überhandnehmenden
Anglizismen,
teilweise sogar mithilfe von Gesetzen
die zum Schutz der Landessprache
erlassen wurden.
Rückkehr zu
deutschen Werbesprüchen, Diskussion um eine Quote für
deutschsprachige Musik in den Massenmedien usw. - es lohnt sich doch,
sich um den Erhalt der Muttersprache zu bemühen... "Oder ist die deutsche
Sprache vogelfrei, als eine Kleinigkeit, die
nicht des Schutzes der Gesetze wert ist, den doch jeder
Misthaufen genießt?" (Arthur Schopenhauer)
Wer
meint, man könne "nach Auschwitz" nicht mehr guten Gewissens
Deutsch sprechen, weil die Nazis die deutsche Sprache ein für
allemal in Misskredit gebracht hätten (deshalb sollte ja
der damalige Bundespräsident Horst Köhler bei seinem
Besuch in
Israel nach
Meinung einiger orthodoxer Minister seine Rede im Parlament auf
Englisch vortragen), dem halte ich die Worte des rechter Umtriebe
sicher unverdächtigen Marcel
Reich-Ranicki entgegen. Der wohl
populärste deutsche Literaturkritiker der Nachkriegszeit,
einer
der letzten noch Überlebenden des Warschauer Ghettos, hat dazu
in der FAZ im Januar 2005 gesagt, es sei, "blanker
Unsinn", wenn
in Israel behauptet werde, die deutsche Sprache sei durch die
Verbechen der Nazis diskreditiert. "Wahr
ist vielmehr, dass die
deutsche Sprache von den Nazis missbraucht und von Hitler und vielen
seiner engsten Mitarbeiter auf ungeheuerliche Weise verhunzt wurde."
Und dieses Gefühl,
sich auch noch 65 Jahre nach Kriegsende seiner Sprache schämen
zu müssen, weil es die Sprache der Henker war, mag ein Grund
sein für die Flucht vor der eigenen Sprache.
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